BIOKON – Das Bionik-Kompetenznetz

Nachrichten mit Nachhall

Das Schönste, was wir entdecken können, ist das Geheimnisvolle.
Albert Einstein, Physiker

Bionik ist das anwendungsorientierte Zusammenspiel von Wissenschaft und forschenden Unternehmen. Ihre Ergebnisse zielen auf Innovationen nach dem Vorbild der Natur. Sie sollen immer das Potenzial haben, Ideengeber für ein besseres Morgen zu sein. Solchen erfolgreichen Lösungen schaffen Nachrichten mit Nachhaltigkeit.

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Presse // 6. Mai 2013

Elefanten helfen beim Roboterbau

Der multifunktionale Elefantenrüssel ist beim Projekt "Brommi" Vorbild für den Bau von bionischen Robotern. Bionik vereint Biologie und Technik. Im Mittelpunkt steht das Lernen von der Natur, deren Funktionsprinzipien in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung optimiert wurden und Ideengeber für nachhaltige und innovative Anwendungen sind.

Beim "Elefantenprojekt" sollen in Zusammenarbeit zwischen der Technischen Universität Berlin, dem Fraunhofer-Institut, der Firma project:syntropy und der Festo AG die hochflexiblen und sicheren Bewegungsmöglichkeiten des Rüssels technisch umgesetzt werden. Entwickelt werden zwei verschiedene Roboter-Innovationen, die mit einem Kamerasystem und einer Bildverarbeitung ausgestattet sind. Das erlaubt das Erkennen von Objekten sowie deren gezielte Aufnahme und Ablage während eines Pick-and-Place-Szenarios.

Der Roboter Brommi-TAK ist ein ausschließlich mit pneumatischen Muskeln betriebener mehrsegmentiger Manipulator. Er besteht nach dem Rüssel-Vorbild aus ineinandergeschobenen Segmenten, in der die Funktionsweise der Natur mit zwei Knochen, einem Gelenk und drei Muskeln technisch nachgebildet ist. Durch den innovativen Aufbau mit neuartigen Materialien ist das System leichter und so beweglicher und ressourceneffizienter als in einem starren Aufbau.

Die inhärenten Eigenschaften der verwendeten technischen Muskeln führen zu einem nachgiebigen und sicheren Roboterrüssel, der den Menschen bei seiner täglichen Arbeit unterstützen kann. Der zweite Roboter Brommi SMK ist aus Multigelenken mit Elektromotoren modular aufgebaut. Jedes einzelne Multigelenk kann sowohl eine Schubbewegung als auch eine rüsselgleiche Flexionsbewegung ausführen.

Seine Baugröße lässt sich den zweckbezogenen Bestimmungen anpassen. Durch die Schubbewegung kann eine große Arbeitsraumhöhe realisiert werden, der aufgrund der besonderen Bewegungsmöglichkeiten ein geringerer Bewegungsraum gegenübersteht.  

Roboter gewinnen eine immer größere Bedeutung in der industriellen Produktion. Durch den demografischen Wandel in Europa beteiligen sich immer weniger Menschen an der Generierung des Bruttosozialproduktes. Die Entwicklung der neuen und innovativen  Roboter begegnet diesem Strukturwandel durch ihre zahlreichen Einsatzmöglichkeiten.

"Neben der industriellen Produktion ermöglicht ihre hohe Sicherheit die Erschließung neuer Anwendungen wie beispielsweise im Pflege-, Domestik- und Life-Science-Bereich", sagt Projektchef Dr. Ivo Boblan von der TU Berlin. Die neuen Roboter zeichnen sich zudem durch ein gutes Masse-Leistungs-Verhältnis aus, das die Handhabung von hohen Lasten bei einer geringen Eigenmasse ermöglicht. Dies wird durch eine konsequente Leichtbauweise erreicht und ermöglicht einen ökonomisch vorteilhaften Betrieb.

Der Trend geht von bisher steifen Konstruktionen, die weich geregelt werden, hin zur Konstruktion und Entwicklung von weichen und nachgiebigen Strukturen, ähnlich wie in der Biologie. Diese werden dann je nach Anwendung und Einsatz nur so gut wie nötig positionsgenau und steif geregelt. Dieser Paradigmenwechsel führt zu vorteilhaften Lösungen, da sie z.B. in der Mensch-Technik Interaktion inhärent sicherer sind und darüber hinaus auch ressourceneffizienter agieren.

Weiterhin ermöglicht die hohe Sicherheit der mechanischen "Elefantenrüssel" den Verzicht von trennenden Schutzeinrichtungen, was im Mensch-Maschinen-Kontakt zu einer erheblichen Platzeinsparung in der Produktion führt.

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Presse // 6. Mai 2013

Ein Roboterarm bietet Chancen

Ein dem menschlichen Arm nachempfundener „Roboterarm“ soll kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bessere Wettbewerbschancen bringen. Das ist das Ziel des Projekts „BioRob Assist“ der TETRA Gesellschaft für Sensorik und Robotik in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Darmstadt und weiteren Firmen. Der BioRob-Arm ist vom elastischen Muskel-Sehnen-Apparat zum Beispiel des Menschen inspiriert. Die Entwicklung markiert einen Paradigmenwechsel in der Robotik von starren zu elastischen Systemen.

Der „Roboterarm“ zeichnet sich durch ein hervorragendes Verhältnis von Traglast zu Eigenwicht bei einer am menschlichen Arm orientierten Reichweite, hoher Sicherheit bei Kollisionen und energiesparender Steuerung aus. „Erste Untersuchungen deuten bei der benötigten Leistungsaufnahme einen etwa zehnfach reduzierten Energiebedarf gegenüber in der Reichweite vergleichbaren, konventionellen Robotersystemen an“, sagt Dr. Andreas Karguth von TETRA zu seiner bionischen Entwicklung. Bei der Bionik steht im Mittelpunkt das Lernen von der Natur, deren Funktionsprinzipien in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung optimiert wurden und Ideengeber für nachhaltige und innovative Anwendungen sind.  

Der Roboterarm soll die Produktions- und Kosteneffizienz bei KMU mit Hilfe von Automatisierungslösungen erhöhen. Die bei KMU im Gegensatz zur Großindustrie häufig wechselnden Produktionsbedingungen erfordern für den Einsatz im direkten Umfeld des Menschen hohe Kollisionssicherheit, intuitive Bedien- und Programmiereigenschaften sowie die Möglichkeit des flexiblen Wechsels von Einsatzort und -umgebung bei moderaten Kosten. Marktübliche Roboter sind fast immer noch zu unflexibel, zu groß oder zu teuer für diese Aufgaben.  

Ziel des Projekts BioRobAssist ist deshalb die Entwicklung eines neuartigen, mobilen Roboterassistenzsystems mit hohen passiven Sicherheitseigenschaften für den Einsatz als Prüf-, Inspektions- und Handlingsassistent unter häufig wechselnden Produktionsbedingungen. Die intuitive und sichere BioRob-Technologie lässt darüber hinaus eine hohe Akzeptanz und schnelle Einarbeitung besonders auch bei nicht speziell geschulten Anwendern erwarten.

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Presse // 6. Mai 2013

Dornteufel inspiriert Motorenbauer

Es klingt verrückt: Ein Trick des australischen Dornteufels soll künftig dabei helfen, die Lebenszeit von Motoren oder Pumpen zu verlängern. Die in den extrem trockenen Wüsten um den Ayers Rock beheimatete kleine Echse trinkt kein Wasser, ihr fließt es quasi in den Mund. Möglich macht das eine spezielle Schuppenstruktur, die kleinste Wassermengen aus der Umgebung sammelt und durch Kapillaren an der Oberfläche direkt zum Maul transportiert. Die Strukturen der Echsenhaut auf technische Bauteile zu übertragen und damit die Benetzung mit Schmierstoffen und anderen Fluiden zu verbessern, ist seit November 2012 das Ziel des Forschungsprojekts „BioLas.exe“. Das ist ein Beispiel für Bionik. Die Querschnittswissenschaft vereint Biologie und Technik. Im Mittelpunkt steht das Lernen von der Natur, deren Funktionsprinzipien in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung optimiert wurden und Ideengeber für nachhaltige und innovative Anwendungen sind.

Das „Echsen-Projekt“ ist eine Kooperation zwischen Biologen der RWTH Aachen im Lehr- und Forschungsgebiet Zelluläre Neurobionik und den Technikern des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT. Die Partner wollen in den kommenden drei Jahren die Schuppenstrukturen feuchtigkeitserntender Echsen untersuchen und diese mit dem Verfahren des Laserstrahlstrukturierens auf Bauteilen, zum Beispiel aus Stahl oder Messing, nachbilden. Die bionischen Oberflächen können etwa auf Lagern, Wellen oder Dichtungsringen dazu dienen, Flüssigkeiten wie Öle, Schmierstoffe oder Kühlmittel besser zu verteilen und den Verschleiß von Pumpen und Motoren zu verringern.
Aufgabe der Biologen ist es, dafür zunächst die Strukturen und Kapillareffekte der Echsenhaut zu untersuchen und geeignete Gestaltungsmuster für den Einsatz in technischen Systemen zu ermitteln. Die bionischen Strukturen, die die Echsenhaut zum Vorbild nehmen, flexibel und präzise in verschiedene Werkstoffe einzubringen, ist die Aufgabe der Produktionstechniker. Hier setzen die Fraunhofer-Forscher auf das Verfahren des Laserstrahlstrukturierens. Dabei trägt ein Laser in der Bearbeitungsmaschine gezielt Material von der Bauteiloberfläche ab und kann selbst komplex geformte Oberflächen mit nahezu beliebigen Strukturen versehen. Je nach Strukturmuster lässt sich so die Benetzungsfähigkeit der Oberflächen gezielt einstellen. Die mikroskopisch kleinen Strukturen auf die komplex geformten Bauteiloberflächen zu übertragen, wird die Forscher jedoch auch unter Anwendung dieses High-Tech-Verfahrens vor eine besondere Herausforderung stellen: Größe, Geometrie sowie Nano- und Mikrotopografien müssen exakt eingehalten werden, um die gewünschte Funktion sicherzustellen. Die Projektpartner nutzen dafür  eine selbst entwickelte Software, welche die Strukturen digital auf die frei geformten Oberflächen überträgt und das Benetzungsverhalten auf dem Bauteil simuliert. Ziel soll es sein, dass die Struktur sich eigenständig und „intelligent“ über die komplette Oberfläche des Bauteilmodells ausbreitet.

Auch ein Katalog an geeigneten Strukturen, die durch die Biologen geprüft und von den Produktionstechnikern erprobt sind, wird Bestandteil der Software werden. Anhand ausgewählter Anwendungen wollen das Institut für Biologie und das Fraunhofer IPT die Marktfähigkeit des Verfahrens und sein Potenzial für die industrielle Anwendung nachweisen. Fundierte Kosten-Nutzen-Betrachtungen mit Blick auf konkrete Produkte sollen sicherstellen, dass das Verfahren bis zur Marktreife geführt werden kann. Das Projekt wird für eine Laufzeit von drei Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

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Presse // 6. Mai 2013

Parasiten als Dübelvorbild

Parasiten gehören zu den unbeliebtesten Organismen. Beim Bionik-Projekt "BioFix" der fischer Unternehmensgruppe in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen haben sie aber dabei geholfen, innovative Befestigungs- und Fügelösungen für Leichtbausysteme in der Bauindustrie zu entwickeln.

Bionik vereint Biologie und Technik. Im Mittelpunkt steht das Lernen von der Natur, deren Funktionsprinzipien in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung optimiert wurden und Ideengeber für nachhaltige und innovative Anwendungen sind.

"Die Natur präsentiert uns viele Lösungen, die wir verstehen und für unsere Zwecke erfolgreich nutzen können", sagt Dr. Joachim Schätzle, Forschungschef der fischer Unternehmensgruppe: "Mit unserem Forschungsprojekt BioFix und dessen Folgeprojekt erforschen wir hier bei fischer die Befestigungslösungen, die in der Natur bereits erfolgreich funktionieren und passen diese an unsere technischen Anforderungen an. Das hat uns für die Entwicklung neuer Wirkprinzipien inspiriert. Einzelne Ergebnisse konnten wir bereits erfolgreich bei der Weiterentwicklung unserer Produkte umsetzen."

In dem Projekt wurden zunächst biologische Befestigungs- und Fügesysteme sowie deren Wirkprinzipien identifiziert und analysiert. Als biologisches Vorbild für minimalinvasive Befestigungs-systeme wurden parasitäre Organismen herangezogen.

Die für ihr "Zirpen" bekannten Zikaden zum Beispiel bohren sich mit ihren Mundwerkzeugen durch die Blattoberfläche hindurch, um Pflanzen-säfte zu saugen. Dabei kommt es zu einer temporären Verankerung im Pflanzgewebe. Die Veranke-rungsstrukturen standen dabei im Fokus der Untersuchungen. Anschließend wurden nach den gewonnenen Erkenntnissen innovative Leichtbaubefestigungssysteme entwickelt.

"Dank der energetischen Modernisierung sind viele Wände heute aus einem weicheren Material. Wärmedämmverbundsysteme und Gipskartonplatten machen es herkömmlichen Dübel zunehmend schwerer, Halt zu finden", berichtet Markus Hollermann. "So wurde ein Dübel entwickelt, der sich in der Wärmedämmschicht, fixieren kann – nach dem Vorbild der Natur", ergänzt Felix Förster.  

Das Forschungsergebnis im Rahmen ihrer Abschlussarbeit bescherte den beiden Studenten und Mitgliedern des Bionik-Kompetenznetzwerks BIOKON auch den „Internationalen Bionic-Award 2010“ und machte beide kurz danach zu Unternehmern. „Wir entschlüsseln die Natur für Sie!“ Mit diesem Motto haben die beiden ihr eigenes Unternehmen "die Bioniker" in Bremen gegründet.  

Neue mit Hilfe der Natur entwickelte Befestigungslösungen, im und für den Leichtbau, könnten diesen sinnvoll unterstützen oder erst ermöglichen. Darüber hinaus zeigen Erfahrungen aus anderen bionischen Entwicklungsprojekten, dass sich, bedingt durch die Andersartigkeit des Innovationszugewinns, nicht selten zusätzliche und ergänzende Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten ergeben.   

Und ganz nebenbei haben die Parasiten als Vorbild dabei geholfen, ein ganz neues Unternehmen zu gründen.

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Presse // 3. Mai 2013

Treibsamen helfen Treibstoff sparen

Treibsamen liefern in einem Bionik-Forschungsprojekt die Inspiration für neuartige Beschichtungen von Schiffsrümpfen oder exponierten Stellen von Raumfahrzeugen. Durch ein wirksames Antifouling – der Verhinderung der Oberflächenbesiedlung durch Tiere, Pflanzen, Pilze oder Bakterien – könnten in der Seefahrt weltweit Millionen Tonnen Treibstoff gespart werden. Zudem würde sich durch eine Minderung der Korrosionsschäden die Lebenszeit der Boote erhöhen lassen.  

„Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung einer giftfreien Beschichtungsmethode nach biologischem Vorbild zur Vermeidung von Aufwuchs sowohl für den Seewassereinsatz als auch für den Einsatz in Extremhabitaten“, sagt Dr. Klaus Slenzka von der OHB-System AG in Bremen. Die Firma gehört neben Fraunhofer IFAM, der Evonik Degussa und dem Bionik-Innovations-Centrum der Hochschule Bremen zum Antifouling-Entwicklungsteam.

Bionik vereint Biologie und Technik. Im Mittelpunkt steht das Lernen von der Natur, deren Funktionsprinzipien in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung optimiert wurden und Ideengeber für nachhaltige und innovative Anwendungen sind.  

In diesem aktuellen Projekt dienen Organismen, deren Antifouling-Strategien im Laufe von Jahrmilliarden optimiert wurden, als Vorbild. In Freilandversuchen konnten bis dato zwölf vielversprechende Spezies identifiziert werden, die im Test einen reduzierten Bewuchs aufzeigen. Zu ihnen gehören Treibsamen, deren Oberfläche auch nach zwölfwöchiger Auslagerung in der Nordsee noch weitgehend intakt war. Die Oberflächen der Objekte wurden unter anderem durch eine hochauflösende mikroskopische Erfassung analysiert.  

Zwischenzeitlich gelang zudem die Identifikation von geeigneten Substanzen mit nachweislich antimikrobieller Wirkung zur Einbringung in Lacksysteme. Die Wirksamkeit der Anstriche lässt sich sowohl im standardisierten Labor-Bioscreening-Verfahren als auch in Freilanderprobungen belegen. Lange Zeit wurden Breitbandtoxine wie TBT als Schiffsanstriche eingesetzt, um den Bewuchs zu verhindern. Diese sind wegen ihres Giftgehalts seit 2003 durch die International Maritime Organisation (IMO) verboten.  

Giftfreie Oberflächenbeschichtungen nach biologischem Vorbild würden ganz erheblich zur Reduktion des Schadstoffeintrags ins Wasser als auch zur Reduktion des Verbrauchs fossiler Brennstoffe und der damit verbundenen atmosphärischen Schadstoffbelastung führen. Der Markt für Antifouling-Produkte ist bereits heute weltweit immens und im Zuge sich ausweitender Schiffskapazitäten schnell wachsend. Alle wesentlichen Hersteller von Schiffsanstrichen kommen als potenzielle Abnehmer in Frage und bekunden bereits jetzt starkes Interesse an giftfreien Antifouling-Wirksystemen.

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Presse // 30. April 2013

„Schneckententakel“ gegen Wundliegen

Wie weich und elegant Schnecken ihre Fühler ausfahren können, begeistert nicht nur Kinder. Jetzt soll das Vorbild der Schneckententakel dabei helfen, Druckgeschwüre bei immobilen Patienten zu verhindern. In den Fachgebieten Mechanismentechnik und Biomechatronik der TU Ilmenau ist ein entsprechender mechanischer Protoytyp zur Dekubitusprophylaxe entwickelt worden.

„Wir haben dessen Funktionsfähigkeit schon nachgewiesen“, sagt Projektleiterin Professor Lena Zentner. „So können Menschen indirekt von den Schnecken profitieren.“ Das ist ein Beispiel für Bionik. Die Querschnittswissenschaft vereint Biologie und Technik. Im Mittelpunkt steht das Lernen von der Natur, deren Funktionsprinzipien in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung optimiert wurden und Ideengeber für nachhaltige und innovative Anwendungen sind.  

In diesem Fall geht es um das Problem des Wundliegens vorübergehend bewegungsloser Kranker, was nicht nur bei den Betroffenen und ihren Angehörigen für einen Verlust von Lebensqualität sorgt. Auch der volkswirtschaftliche Schaden in Deutschland ist durch Therapiekosten von bis zu 50.000 Euro pro Kopf mit insgesamt bis zu zwei Milliarden Euro jährlich immens.  

Das zeigt, dass herkömmliche Methoden zur Behandlung nicht ausreichen. Ziel des Projektes „Adaptives Gewebe“ war es daher, ein anpassungsfähiges Lagerungssystem für Patienten mit fehlender Eigenbewegung zu entwickeln. Es sollten nachgiebige und aktive Strukturen verwendet werden, die durch Stimulation der Blutversorgung des Gewebes sowie Entlastung langzeitbeanspruchter Gewebepartien die Entstehung von Druckgeschwüren vermindern oder ganz verhindern können.  

Die Idee für den Bau des Demonstrators fanden die Forscher aus Thüringen dabei bei der Weinbergschnecke. Deren Tentakel bilden im eingefahrenen Zustand eine nahezu ebene Oberfläche, beim Ausfahren wird eine Hubbewegung bei gleichzeitig erhaltener Nachgiebigkeit erzeugt. Durch Druckveränderung im Inneren der Fühler wird Bewegung erzeugt.  

Diese Funktionsweise der Natur wurde in Ilmenau mit einer aktiven Matte mit neun nachgiebigen Silikonstrukturen nachgebaut. Der Hub und die Steifigkeit der einzelnen Module kann durch die Änderung des Innendrucks per Druckluftzufuhr gesteuert werden. Sensoren messen den Druck des Patienten auf jede nachgiebige Struktur, damit diese entsprechend pneumatisch verändert werden kann. Damit wird die Belastung betroffener Körperpartien und Hautstellen so gering wie möglich gehalten.      

In entsprechenden Tests wurde die Funktionsfähigkeit des Prototypen nachgewiesen, in weiteren Versuchen soll das Prinzip bis zur Serienreife perfektioniert werden. Bewegungsunfähige Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen können also darauf hoffen, dass ihnen mechanische Schneckententakel bald Linderung bringen.  

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Presse // 30. April 2013

35 Millionen für die Bionik

Roboter nach dem Vorbild des Elefantenrüssels bauen, in der Schifffahrt ein Prozent des weltweiten Treibstoffverbrauchs nach dem Vorbild des Schwimmfarns einsparen oder klebstofffreies Haftmaterial dem Geckofuß abschauen – die Bionik eröffnet ganz neue Chancen für Mensch wie Wirtschaft.

Durch die Fördermaßnahme „BIONA Bionische Innovationen für nachhaltige Produkte und Technologien“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurden von 2008 bis 2012 mit insgesamt rund 35 Millionen Euro in 35 Projekten nachhaltige technische Entwicklungen mit bionischem Ansatz gefördert.

Bionik vereint Biologie und Technik. Im Mittelpunkt steht das Lernen von der Natur, deren Funktionsprinzipien in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung optimiert wurden und Ideengeber für nachhaltige und innovative Anwendungen sind.  

Das Bionik-Kompetenznetz BIOKON vernetzte die Projekte dabei inhaltlich und organisatorisch, um den Gesamterfolg der Fördermaßnahme zu maximieren und den Ergebnis-Transfer in Anwendungen voranzutreiben. So wurden zum Beispiel die geförderten Projekte und Forschergruppen durch Veranstaltungen, Workshops und Messen in die Bionik-Community integriert. Eine internetbasierte Kommunikationsplattform fördert den Austausch der Akteure, der auch weiterführende Kooperationen ermöglicht.  

„Zudem wurde über „BIOKON international – The Biomimetics Association“ ein internationales Bionik-Netzwerk aufgebaut, um Bionik auch auf der europäischen und internationalen Forschungsagenda sichtbar zu positionieren", sagt BIOKON-Geschäftsführer Dr. Rainer Erb.

Das internationale Bionik-Netzwerk wurde am 4. März 2009 als gemeinnütziger eingetragener Verein mit Sitz in Berlin gegründet. Heute hat BIOKON international bereits über 100 Mitglieder, darunter führende Bionik-Wissenschaftler und renommierte Institutionen aus 16 Ländern.  

Durch die oben genannten Aktivitäten gelang es, die Projektergebnisse der Fördermaßnahme BIONA in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien noch besser bekannt zu machen. Bionik kann so langfristig als leistungsfähige innovative Wissenschaftsdisziplin etabliert werden. Erfolge zeigen sich in der Industrie, wo das Potenzial der Bionik zunehmend als eine Variante zur Gestaltung innerbetrieblicher Innnovationsprozesse erkannt und genutzt wird. 

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Aktuelles // 30. April 2013

Website in frischem Gewand

Das Bionik-Kompetenznetz präsentiert eine neue Website in frischem Gewand. Übersichtlicher, schneller und frischer aufbereitet als bisher finden Sie auch weiter alle wichtigen Informationen über die Bionik und BIOKON. Farbenprächtige Fotos sollen Ihnen mehr Spaß, die einfache Menüführung das Zurechtfinden auf der Seite leichter machen. Und das optimiert für jedes Endgerät.

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Forschung // 18. Januar 2013

Erste bionische Beinprothese: Vawter läuft und läuft und läuft

Der Willis Tower ist das höchste Gebäude Chicagos, wer zu Fuß hinauf will, hat selbst mit zwei gesunden Beinen einen anstrengenden Weg vor sich. Zac Vawter hat die 103 Stockwerke geschafft – als erster Mensch mit einer bionischen Beinprothese.

Zac Vawter hat hart für diesen Anblick gearbeitet. Am Sonntag stand der 31-Jährige endlich auf dem “Skydeck“, es war ein Triumph für ihn und ein Erfolg für die Wissenschaft. Denn Vawter hat die 2107 Stufen erklommen, obwohl er sein rechtes Bein vor drei Jahren bei einem Motorradunfall verloren hat.

Das Rehabilitation Institute of Chicago nennt Vawters Prothese das “weltweit erste neural-kontrollierte bionische Bein“, wie CNN berichtet. Das bedeutet: Wenn Vawter daran denkt, die Treppen zu steigen, werden Signale an die Prothese gesandt, die diese in Bewegung setzen. Die Technik sei zuvor bereits in Armen und Fingern eingesetzt worden, aber noch nie in einem Bein, schreibt CNN.

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Forschung // 18. Januar 2013

Namib Käfer Textil

Wassersammelndes Abstandsgewebe am iTV Denkendorf entwickelt

Ein wunderbares Beispiel für die Funktionsweise smarter Materialien ist die Entwicklung eines wassersammelnden 3D-Textils am ITV in Denkendorf. Bei dieser haben die Wissenschaftler die Funktionsweise des Namib-Käfers aufgegriffen, der mit seiner mikroskopisch kleinen Hautstruktur in der Lage ist, Wasser aus Luftfeuchtigkeit zu gewinnen. Tautröpfchen haften an der Haut an, sammeln sich auf der Wasser anziehenden Oberfläche und perlen auf dem chitinhaltigen Panzer in seinen Mund ab. Auf diese Weise ist er in der Lage selbst in trockenen Wüstenregionen zu überleben. In Kooperation mit der Universität Tübingen wurde am ITV in Denkendorf ein Abstandtextil entwickelt, das diese Funktionsweise aufgreift und in Küstennähe Wasser aus Nebelschwaden gewinnen kann. Je nach Region ließen sich mit einem Quadratmeter des 2 Zentimeter dicken Materials zwischen 3 Liter (Namib Wüste) bis 55 Liter (Südafrika) Wasser gewinnen. Zudem ließen sich mit dem Textil Schadstoffe aus der Luft filtern.

“Es ist faszinierend, in der Natur Organismen zu beobachten, die unter härtesten Bedingungen überleben. Insbesondere hat uns das “Nebelfangen“ in den trockensten Zonen der Erde zu Entwicklungen von Materialien und technischer Prozesse für die Wassergewinnung inspiriert.“ sagt Dr. Thomas Stegmaier (iTV Denkendorf)

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Presse // 18. Januar 2013

VDI veröffentlicht Positionspapier zur Bionik

Der VDI Verein Deutscher Ingenieure hat gemeinsam mit dem Bionik-Kompetenznetz e.V. BIOKON einen Katalog an Empfehlungen formuliert, wie die Potenziale der Bionik in Zukunft besser genutzt werden können. Die Empfehlungen finden sich im neuen Positionspapier “Zukunft der Bionik: Interdisziplinäre Forschung stärken und Innovationspotenziale nutzen“.

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