BIOKON – Das Bionik-Kompetenznetz

Nachrichten mit Nachhall

Das Schönste, was wir entdecken können, ist das Geheimnisvolle.
Albert Einstein, Physiker

Bionik ist das anwendungsorientierte Zusammenspiel von Wissenschaft und forschenden Unternehmen. Ihre Ergebnisse zielen auf Innovationen nach dem Vorbild der Natur. Sie sollen immer das Potenzial haben, Ideengeber für ein besseres Morgen zu sein. Solchen erfolgreichen Lösungen schaffen Nachrichten mit Nachhaltigkeit.

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Forschung // 20. Juni 2014

Neuer keramischer Werkstoff − Perlmutt stand Pate

Keramische Werkstoffe sind in der Regel äußerst fest und hart und halten hohen mechanischen Druck sowie große Hitze aus. Für viele Anwendungen sind sie deshalb das Konstruktionsmaterial der Wahl. Anders als Metalle sind keramische Werkstoffe spröde – bei ungünstiger Belastung kann es deshalb zu einem Bruch kommen, der das ganze Werkstück zerstört. Sylvain Deville von der Université Lyon und seine Kollegen ist es nun gelungen, ein neuartiges keramisches Material zu entwickeln, das diesen Nachteil überwindet. Es ist nach dem Vorbild von natürlichem Perlmutt geschaffen, wie sie in der Zeitschrift „Nature Materials“ berichten.

Perlmutt fasziniert nicht nur durch seinen irisierenden Glanz, sondern es zeichnet sich durch seine hohe mechanische Stabilität, dank einer Art Ziegel-und-Mörtel-Struktur. Es besteht zu über 95 % aus dem Mineral Calciumcarbonat und bis zu fünf Prozent aus organischer Materie.
Der mineralische Anteil ist in gestapelten Plättchen angeordnet, zwischen den einzelnen Plättchen befindet sich die sogenannte organische Matrix. Perlmutt ist also ein typisches Verbundmaterial, das man sich modellhaft ähnlich wie eine Ziegelsteinmauer vorstellen kann. Bedingt durch das organische Material („Mörtel“) zwischen den harten, aber brüchigen Plättchen aus Calciumcarbonat („Ziegel“) können sich Risse nur unter hohem Energieaufwand ausbreiten. Es ist deshalb rund 3.000 mal so robust wie reines Calciumkarbonat. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass ein Riss nicht einfach durch das Material hindurchläuft, sondern sich um die Plättchen herumwinden muss. Er folgt einem Zickzackweg, und seine Ausbreitung wird schließlich gestoppt. Ein katastrophales Versagen, wie man es von Keramik kennt, tritt nicht auf.

Nach dem Vorbild des Biominerals Permutt haben die französischen Forscher nun eine Aluminiumoxid-Keramik hergestellt. Dafür nutzten sie ein spezielles Gefrierverfahren. Zunächst wurden winzige Aluminiumoxidplättchen mit einem Durchmesser von sieben Mikrometern in Wasser suspendiert. Die vorgekühlte Mischung ließ man über eine Kühlplatte fließen, woraufhin die Suspension erstarrte und sich die Plättchen zwischen den wachsenden Eiskristallen parallel zur Fließrichtung ausrichteten. Als Zusatz enthielt die Suspension Calciumoxid- und Siliziumdioxid-Partikel, die sich beim Gefrieren um die Plättchen herum verteilten. Das erstarrte Material wurde anschließend gefriergetrocknet, wodurch alle Eiskristalle aus dem Material entfernt wurden, stark komprimiert, um zurückbleibende Hohlräume zu entfernen, und dann auf 1.500 Grad Celcius erhitzt. Bei diesem abschließenden Sintern entstand aus den zusätzlichen Oxidpartikeln eine Glasphase, welche die Aluminiumoxidplättchen umhüllt. Elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen, dass die Struktur dieser Keramik sehr jener von Perlmutt ähnelt.

Die mechanischen Eigenschaften der neuen Keramik sind bemerkenswert: Das Material ist zehnmal so fest wie normale Aluminiumoxid-Keramik und gleichzeitig äußerst zäh. Bruchversuche zeigen, dass diese sich nicht glatt durch die Keramik hindurchziehen, sondern mehrfach abgelenkt werden, bis sie schließlich enden. Wird der neuartige Keramikwerkstoff erhitzt, so hält er einer Temperatur von mindestens 600 Grad Celcius stand. Damit ist das Perlmutt-Imitat offenkundig anderen keramischen Kompositmaterialien überlegen, die beispielsweise Polymere enthalten und deshalb in ihrer Einsatztemperatur deutlich begrenzt sind.

Das Forscherteam um Deville ist überzeugt, dass eine industrielle Umsetzung leicht möglich sein sollte, weil für den Herstellungsprozess der Keramik gängige und wenig aufwendige Techniken verwendet werden. Zudem ist das Verfahren für verschiedene Ausgangsstoffe geeignet und nicht auf Aluminiumoxid beschränkt. Es können demnach eine ganze Reihe leichter, fester und bruchzäher keramischer Werkstoffen nach dem Vorbild von Perlmutt erwartet werden.

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Aktuelles // 29. Mai 2014

DFG fördert Baukonstruktionen nach dem Vorbild der Natur

Aktuelle Entwicklungen im Bereich der computerbasierten Modellierung, Simulation und Fertigung eröffnen neue Möglichkeiten, Prinzipien natürlicher Konstruktionen auf die Baukonstruktion und andere Technikbereiche zu übertragen. Diese Möglichkeiten will der SFB/Transregio (TRR 141) „Entwurfs- und Konstruktionsprinzipien in Biologie und Architektur. Analyse, Simulation und Umsetzung“ untersuchen, um die Leistungsfähigkeit technischer Konstruktionen zu verbessern und die Eigenschaften natürlicher Strukturen in Architektur und Technik zu übertragen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den SFB/TRR 141 in den kommenden drei Jahren und neun Monaten mit 9,3 Millionen Euro.

Dies soll zugleich einen Beitrag zur effizienten Nutzung beschränkter Ressourcen leisten. Umgekehrt sollen die gewonnenen Erkenntnisse durch „reverse Bionik“ zu einem vertieften Verständnis der Funktion biologischer Strukturen führen. Nicht zuletzt soll die Etablierung der Bionik als wissenschaftliche Methodik vorangetrieben werden.

„Unser Ziel sind multifunktionale, anpassungsfähige und gleichzeitig ökologisch effiziente Strukturen, die die Grenzen herkömmlicher Baukonstruktionen weit hinter sich lassen“, so der Sprecher, Prof. Jan Knippers vom Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen der Universität Stuttgart. Genau wie sein Kollege Prof. Dr. Thomas Speck, der Freiburger Standortsprecher, ist Prof. Knippers Mitglied im Bionik-Kompetenznetz BIOKON. „Für die Bionik als hochgradig vernetzte Wissenschaftsdisziplin bietet der Transregio die Chance, Interdisziplinarität in Forschung, Entwicklung und Lehre zu leben“, so Prof. Speck. „Neben den vielfältigen Möglichkeiten, bionische Ideen in Architektur und Bauwesen zu verwirklichen, sind durch die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen faszinierende neue Einblicke in Struktur und Funktionsweise der biologischen Vorbilder zu erwarten.“

Sprecherhochschule: Universität Stuttgart, Sprecher: Professor Dr.-Ing. Jan Knippers; außerdem beteiligt: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Eberhard Karls Universität Tübingen, Fraunhofer-Institut für Bauphysik Stuttgart, Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart – Zentrum für Biodiversitätsforschung Stuttgart.

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Aktuelles // 15. Mai 2014

Warum Bauteile wie Bäume wachsen – und Bäume wie Bauteile

Bäume lügen nicht: Ihre Gestalt ist immer die Reaktion auf äußere Einwirkungen oder innere Schäden und kann durch genaue Beobachtung rückverfolgt werden. Professor Claus Mattheck und seine Arbeitsgruppe in der Abteilung Biomechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben die Prinzipien, wie Bäume sich entwickeln und reparieren, früh erkannt und sukzessive auch auf die Optimierung von Bauteilen bezüglich Leichtbau und Dauerfestigkeit übertragen. Aus anfangs komplizierten Rechenprogrammen entwickelten sich einfache Denkwerkzeuge, die ein neues Verständnis der Bäume ganz ohne Formeln ermöglichen. Ihre Erkenntnisse haben Claus Mattheck, Klaus Bethge und Karlheinz Weber nun in dem Buch „Die Körpersprache der Bäume“ zusammengefasst.

Die Baumgestalt ist ein Protokoll von Schicksalsschlägen und deren Überwindung durch Selbstreparatur. Bäume reagieren auf äußere Einflüsse und innere Schäden, auf Wind, Risse, äußere Verletzungen oder Pilzbefall. Sie reparieren sich selbst durch lastgesteuert angebautes Holz an mechanischen Schwachstellen. Diese grundlegenden Mechanismen, nach denen sich Bäume in der Natur entwickeln und reparieren, hat Mattheck mit seiner Arbeitsgruppe früh erkannt. Hinter allem steht das Axiom konstanter Spannung, die Regel von der gerechten Lastverteilung auf der Baumoberfläche. Der Baum wächst gleichsam solange Holz zu, bis die defektbedingt lokal hohe Spannung wieder vergleichmäßigt ist. Die so entstandenen Warnsignale deutet die Methode des Visual Tree Assessment (VTA). Die VTA-Methode ist inzwischen weltweit verbreitet und Grundlage vieler Gerichtsentscheidungen. „Durch äußere Beobachtung des Baumes erkennen wir Warnsignale, die genauer untersucht werden müssen. Auf Grundlage umfangreicher Feldstudien können wir Versagenskriterien für Bäume festlegen. So können wir beurteilen, ob von bestimmten Bäumen eine Gefahr für ihre Umgebung ausgeht“ erklärt Professor Dr. Claus Mattheck.

Claus Mattheck und seine Arbeitsgruppe übertrugen die von der Natur abgeschauten Prinzipien auf mechanische Bauteile und ließen sie entsprechend „wachsen“. Die entwickelten Programme hielten Einzug in die Entwicklungsabteilungen der Industrie, beispielsweise der Autobauer. Durch Formoptimierung entstanden leichtere und dabei gleichzeitig haltbarere Komponenten. Anfangs waren dazu komplexe Programme und erfahrene Programmierer notwendig. Durch ein vertieftes Verständnis der mechanischen Zusammenhänge konnten Mattheck und Kollegen inzwischen zumindest für einfache Anwendungen auf Computerprogramme verzichten und stattdessen optimierte Formen durch einfache Denkwerkzeuge entwickeln. Mit der „Methode der Zugdreiecke“, einer rein graphischen Methode zum Abbau von Kerbspannungen, können potenzielle Bruchstellen entschärft werden. Das Ergebnis ist eine Universalform der Natur, die den Bachkiesel genauso beschreibt wie die Steilküste, den Knochen und die Bäume. Es zeigte sich, dass diese Universalform sich auch in der unbelebten Natur durch Deformation einstellt oder Erosion.

Inzwischen optimieren viele Industrieunternehmen ihre Bauteile mit Mattheck’s Denkwerkzeugen. Es gibt dazu bereits eine VDI-Richtlinie 6224, Bionische Optimierung.

Umgekehrt ermöglichen diese Denkwerkzeuge ein neues Verständnis auch der Bäume, ohne auf komplizierte Formeln zurückgreifen zu müssen. „Die neuen Denkwerkzeuge wenden wir erstmals auf alle Teile des Baumes und seiner Umgebung an“, so Professor Mattheck. „Jetzt sprechen die Entwickler der großen Maschinenbaukonzerne und die Baumpfleger eine gemeinsame mechanische Sprache: eine standesübergreifende Volksmechanik.“

Ein Vierteljahrhundert Baumforschung der Abteilung Biomechanik des KIT ist in der Enzyklopädie des Visual Tree Assessment „Die Körpersprache der Bäume“ von Claus Mattheck, Klaus Bethge und Karlheinz Weber zusammengefasst.

Weitere Details zum Buch und bibliographische Angaben >>

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Presse // 17. April 2014

Der Geldautomat schlägt zurück

Der unscheinbare, aber wehrhafte Bombardierkäfer inspirierte Forscher der ETH-Zürich dazu, eine Schutzfolie zu entwickeln, die bei Zerstörung heißen Schaum verspritzt. Damit könnten sich Geldautomaten wirksam und kostengünstig schützen lassen.

Der Bombardierkäfer stellt seinen »Sprengstoff« bei Bedarf selbst her. In einer Reaktionskammer am Hinterteil werden zwei getrennt lagernde Chemikalien vermischt und mit Hilfe von Enzymen zur Explosion gebracht.
Davon inspiriert entwickelten die Forscher einen chemischen Abwehrmechanismus, der Vandalismus verhindern soll – eine „selbstverteidigende“ Oberfläche. Professor Wendelin Jan Stark und sein Team vom ETH-Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften haben dazu das Prinzip der getrennt lagernden Chemikalien, die im Bedarfsfall vermischt und zur Explosion gebracht werden, auf eine Kunststoff-Folie mit Wabenmuster übertragen. Die Hohlräume dieser Waben füllen die Forscher mit einer der zwei Chemikalien Wasserstoffperoxid oder Mangandioxid und kleben die Folien aufeinander. Bei einem Stoß oder einer Beschädigung der Folie zerbricht die Trennschicht und Wasserstoffperoxid und Mangandioxid mischen sich. Es kommt zu einer ziemlich heftigen Reaktion, bei der Wasserdampf, Sauerstoff und Wärme produziert werden. Damit könnte man vor Vandalismus abschrecken oder wertvolle Güter schützen
Im Vergleich zum Käfer sei das Resultat der Reaktion in der Folie eher ein Schaum als ein Spray, schreiben die Forscher. Dies zeigen Filmaufnahmen in Zeitlupe. Auf Infrarotbildern ist zu sehen, dass der Schaum 80 Grad heiß wird.

Aus Sicht der Forscher eignet sich ihre Folie besonders gut für den Schutz von Geldautomaten oder auch Geldtransporten. In den Geldautomaten lagern die Banknoten in Kassetten, die regelmäßig ausgetauscht werden. Und Geldautomaten sind offenbar für Menschen mit krimineller Energie und akutem Geldbedarf extrem interessant. Im ersten Halbjahr 2013 wurden in Europa über 1.000 Angriffe auf Geldautomaten gemeldet, wobei ein Verlust von zehn Millionen Euro entstand.
Es lohnt sich also, diese begehrten Objekte zu schützen. Es gibt bereits Schutzvorrichtungen, mit denen Geldräuber und Geldscheine mit Farbe besprüht werden können. Doch das sind mechanische Systeme. „Ein Motörchen wird in Gang gesetzt, wenn es von einem Sensor einen Impuls erhält. Das braucht Strom, ist störanfällig und teuer“, sagt Stark. Ziel seiner Forschungsgruppe sei dagegen, komplizierte Regeltechnik durch smarte Materialien zu ersetzen.

Die Forscher präparierten für den Schutz von Geldkassetten die Folie aus Wasserstoffperoxid und Mangandioxid zusätzlich mit einem Farbstoff und in Nanopartikel gehüllte DNA. Wird jetzt die Folie zerstört, so tritt mit dem heißen Schaum auch der Farbstoff aus und entwertet das Geld. Durch die ebenfalls freigesetzten DNA-Nanopartikel sind die Geldscheine zudem biologisch markiert, so dass sich ihr Weg zurückverfolgen lässt.

Die Kosten für dieses an Fünf-Euro-Banknoten erfolgreich ausprobierte Sicherheitskonzept halten sich in Grenzen. Professor Stark rechnet mit einem Preis von gut 40 Dollar, also 28,85 Euro pro Quadratmeter Folie.

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Presse // 4. April 2014

BIOKON auf der Hannover Messe

Besuchen Sie BIOKON auf der Hannover Messe. Vom 7. bis zum 11. April 2014 werden auf dem Bionik-Stand bei der weltweit wichtigsten Industriemesse zukunftsfähige bionische Innovationen präsentiert. Sie finden den Stand mit der Nummer A 01 in der Innovationshalle 2 „Research and Technology“.

BIOKON-Experten präsentieren Struktur- und Topologieoptimierungen für ressourceneffiziente Leichtbaulösungen in der Automobilindustrie und im Maschinenbau, bionische Oberflächenbeschichtungen für die Reibungsminimierung und damit verbundene Treibstoffeinsparungen bei Schiffen, drahtlose Hightech-Unterwasserkommunikation, bionische Windrad-und Propellerkonzepte und vieles andere mehr.

Als Mitaussteller auf dem Bionik-Gemeinschaftsstand sind folgende BIOKON-Mitglieder mit Exponaten vertreten:

  • Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
  • EvoLogics GmbH
  • Fraunhofer UMSICHT
  • Bionik-Innovations-Centrum der Hochschule Bremen
  • Karlsruher Institut für Technologie, AG Prof. Mattheck (Institut für Angewandte Materialien)
  • TU Berlin, AG Prof. Rechenberg (Fachgebiet Bionik und Evolutionstechnik)
  • sachs engineering GmbH
  • Universität Bonn, AG Prof. Barthlott (Nees-Institut)
  • Westfälische Hochschule Bocholt

Wir freuen uns auf Ihren Besuch – Ihre kostenlose Eintrittskarte senden wir Ihnen auf Anfrage per E-Mail gern zu.

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Aktuelles // 4. April 2014

Aktuelle BIOKON-Broschüre

Das Zusammenspiel von Bionik-Kommunikationsplattform, Bionik-Forschungsgemeinschaft und Bionik-Unternehmensforum innerhalb des Bionik-Kompetenznetzes BIOKON wird in einer aktuellen Multi-Media-Broschüre vorgestellt. Hier finden Sie die Leistungen des Netzwerks und eine Auswahl von Best Practices der Bionik.

Zusätzlich zur Print-Version kann die Broschüre auf allen Computern, Smartphones und Tablets angesehen werden. Um die Broschüre bequem online zu lesen, klicken Sie bitte hier >>

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Forschung // 27. März 2014

Robuste Klettverschlüsse aus Stahl

Klettverschlüsse haben sich auf breiter Front in Industrie und Haushalt durchgesetzt. Doch sie haben einen Haken: Für manche Anwendungen sind sie zu schwach. Am Lehrstuhl für Umformtechnik und Gießereiwesen der Technischen Universität München wurden Klettverschlüsse aus Federstahl entwickelt. Sie sind gegen Chemikalien beständig und halten auch bei 800°C noch einem Zug von bis zu 35 Tonnen pro Quadratmeter stand.

Als der Schweizer Erfinder George de Mestral nach einem Jagdausflug vor über 60 Jahren mal wieder mühsam die vielen Kletten aus dem Fell seines Hundes zupfen musste, kam ihm eine geniale Idee: Nach dem Vorbild der Natur konstruierte er einen Verschluss aus vielen kleinen Schlingen und Haken, den Klettverschluss. Das Haken-Ösen-Prinzip kommt vielseitig zum Einsatz: Als Alternative zu Schnürsenkeln, zum Befestigen medizinischer Bandagen und Prothesen oder als Kabelschutzmanschetten in der Elektronik von Automobilen und Flugzeugen.

Leider sind gängige Klettverbindungen aus Kunststoff nicht besonders beständig gegenüber Hitze und aggressiven Chemikalien. Dabei kann es beispielsweise im Automobilbereich sehr heiß werden. Schon ein in der prallen Sonne abgestelltes Fahrzeug erreicht Temperaturen von 80°C. In der Nähe des Abgaskrümmers entstehen Temperaturen von mehreren Hundert Grad Celsius. Und in Krankenhäusern werden zur Reinigung aggressive Desinfektionsmittel eingesetzt und beim Fassadenbau sind herkömmliche Klettbänder zu schwach.

Wissenschaftler der TU München haben in Kooperation mit Partnern aus der Industrie eine Lösung für derartige Anwendungsgebiete entwickelt: „Metaklett“, eine stählerne Klettverbindung. Temperaturen über 800°C oder aggressive Lösungsmittel sind kein Problem für den metallischen Klettverschluss – und das bei einer Haltekraft von bis zu 35 Tonnen pro Quadratmeter bei Zug parallel zur Klettfläche. Senkrecht zur Klettfläche hält sie immer noch einer Zugkraft von sieben Tonnen pro Quadratmeter stand. Dennoch kann sie jedermann rasch und ohne jegliches Werkzeug lösen und wiederverschließen, wie einen Klettverschluss am Kinderschuh.

Weitere Informationen sind in folgendem YouTube-Video dokumentiert.

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Presse // 17. März 2014

Bionische Hörsaal-Decke: Vom Knochen zur Stahlbetondecke

Als der Architekt Hans-Dieter Hecker in den 1960er Jahren den Rundbau des ehemaligen Zoologie-Hörsaals der Universität Freiburg plante, orientierte er sich an Prinzipien aus der Natur: Bei den Knochen von Lebewesen schaute er sich ab, wie ein Bauwerk zugleich stabil und leicht sein kann.

Die Freiburger Forscher und BIOKON-Mitglieder Prof. Dr. Thomas Speck, Dr. Olga Speck und Florian Antony von der Plant Biomechanics Group der Universität Freiburg haben gemeinsam mit Prof. Dr. Rainer Grießhammer vom Freiburger Öko-Institut eine vergleichende Nachhaltigkeitsbewertung der Decke des Rundbaus im Vergleich mit heute verwendeten Leichtbaukonstruktionen für Gebäudedecken vorgenommen.
Ihr Ergebnis: Die Deckenkonstruktion des Hörsaals kann mit dem aktuellen Stand der Technik mithalten. In der Fachzeitschrift „Bioinspiration & Biomimetics“ hat das Team seine Resultate veröffentlicht.
Ein Knochen besteht im Inneren aus einem Netz von Knochenbälkchen, die sich nur an belasteten Stellen bilden. Die Stahlbetondecke des Hörsaal-Gebäudes besteht aus vielen Rippen, die ebenso wie die Knochenbälkchen nur entlang der Linien verlaufen, auf die Druck- und Zugkräfte wirken. Somit handelt es sich um ein bionisches Bauwerk, denn der Architekt übertrug Erkenntnisse aus der biologischen Forschung in eine technische Anwendung.

Die Freiburger Forschenden prüften in ihrer Arbeit, ob die „Knochendecke“ als bionisches Produkt zu einer nachhaltigeren Technikentwicklung beitragen kann. Sie verglichen in ihrer Analyse die Decke des Rundbaus mit einer Hohlkörperdecke und einer Spannbetondecke, zwei heute gängigen Lösungen für Leichtbaukonstruktionen.

Das Team erstellte zu jeder Deckenkonstruktion eine Ökobilanz, diskutierte soziale Aspekte und bewertete, wie ökonomisch die Objekte sind. Das Ergebnis ihrer Nachhaltigkeitsbewertung ist, dass die bionische Rippendecke vergleichbar gute Ergebnisse zeigt. Für die Forschenden ist dies aufgrund des Altersunterschieds der Gebäudedecken ein überraschendes Ergebnis.
Einzig im finanziellen Aufwand zeigt sich ein wesentlicher Unterschied: Die hohen Personalkosten für die aufwändige Rippendecke führen dazu, dass die bionische Lösung mehr als doppelt so teuer wie die Hohlkörperdecke und die Spannbetondecke ist. Das Forschungsteam betont jedoch die besondere architektonische Ästhetik des Hörsaals. Darüber hinaus habe die nach biologischem Vorbild gestaltete Decke einen besonderen Symbolcharakter, da in dem Hörsaal früher Biologinnen und Biologen ausgebildet wurden.

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Presse // 26. Februar 2014

Neuer Master-Studiengang Bionik – Konstruktion, Werkstoffe, Design

Die htw saar und die FH-Kaiserslautern bieten ab dem Sommersemester 2014 den Master-Studiengang Bionik, mit dem Untertitel Konstruktion, Werkstoffe, Design an.

Der Studiengang ist konzipiert als Aufbaustudiengang für ein ingenieurwissenschaftliches Studium der Fachrichtungen Maschinenbau, Mechatronik, Werkstoffwissenschaften oder vergleichbarer Studienrichtungen. Ziel ist es, den Ingenieuren in einem Aufbaustudium die Kenntnisse zu vermitteln, die ein erfolgreiches Arbeiten mit der Bionik gewährleisten. Konzipiert ist das Studium als 6-semestriger berufsbegleitender Teilzeitstudiengang (90 ECTS). Um die berufsbegleitende Teilnahme zu erleichtern, werden die Vorlesungsmodule als Blockstudium und internetunterstützt angeboten. Einzelne Module des Studiengangs können von Interessierten auch ohne Beteiligung am Masterprogramm belegt werden. Die Teilnehmer erhalten ein Zertifikat der Hochschule.

Der gebührenpflichtige Masterstudiengang setzt ein erfolgreich abgeschlossenes Bachelor- oder Diplomstudium mit mindestens 210 ECTS voraus. Bachelorabsolventen mit einem Studienumfang von weniger als 210 ECTS können die fehlenden Credits in zwei Harmonisierungs-Semestern nachholen.

Ab sofort können sich Studieninteressierte zur Teilnahme anmelden. Das Bewerbungsende für das Sommersemester 2014 ist der 30.03.2014. Die Veranstaltungen werden am htw-Campus in Alt-Saarbrücken und auf dem Campus der FH-Kaiserslautern, am Standort Zweibrücken stattfinden. Nähere Informationen zu den Studiengebühren, Zulassungsvoraussetzungen und Anmeldemodalitäten, der zeitlichen Organisation des Studiums und den einzelnen Modulen sind auf folgender Internetseite zu finden.

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Aktuelles // 12. Februar 2014

BIOKON bei der Preview zur Hannover Messe 2014

BIOKON wird auch auf der kommenden Hannover Messe vom 7. bis zum 11. April 2014 wieder mit einem Bionik-Stand vertreten sein und bei der weltweit wichtigsten Industriemesse bionische Innovationen präsentieren.

Bei der Preview zur Messe im Radialsystem V in Berlin wurden rund 120 Medienvertretern – etwa die Hälfte davon aus dem Ausland – bereits einige der Ausstellungsinhalte vorgestellt. Bionische Optimierungsmethoden für den automobilen Leichtbau wurden dabei in den Mittelpunkt gerückt. In der Messe-Vorberichterstattung einzelner Fachmagazine wird darüber berichtet werden.

Bionische Oberflächenbeschichtungen für die Reibungsminimierung und damit verbundene Treibstoffeinsparungen bei Schiffen, Struktur- und Topologieoptimierungen für ressourceneffiziente Leichtbaulösungen in der Automobilindustrie und im Maschinenbau und vieles andere mehr wird dann während der Messe in der der Innovationshalle 2 „Research and Technology“, Stand A01, zu sehen sein.

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Aktuelles // 25. Januar 2014

Bewerbungsfrist für Bionic-Award bis 30.04.2014 verlängert

Am 24. Oktober 2014 wird im Rahmen des Bionik-Kongresses „Patente aus der Natur“ in Bremen zum vierten Mal der internationale Bionic-Award verliehen. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis richtet sich an Nachwuchswissenschaftler aus der ganzen Welt.

Mit dem internationalen Bionic-Award wird eine herausragende Arbeit beispielsweise in Form einer bionischen Produktentwicklung oder einer Dissertation oder Habilitation ausgezeichnet, die innerhalb der letzten zwei Jahren vor dem Einreichungstermin fertig gestellt wurde. Teilnehmen können sowohl Einzelpersonen als auch Teams. Den oder die Preisträger ermittelt eine internationale und aus hochrangigen Bionik-Experten zusammengesetzte Jury.

Informationen zu den Bewerbungsvoraussetzungen und den in englischer Sprache einzureichenden Unterlagen können Sie hier herunterladen >>

Der Einsendeschluss für Bewerbungen wurde bis zum 30.04.201 verlängert.

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