Treibsamen helfen Treibstoff sparen

Biologische Vorbilder: Treibsamen Dypsis paludosa (links) und Acoelorrhaphe wrightii (rechts).

Presse // 3. Mai 2013

Treibsamen helfen Treibstoff sparen

Treibsamen liefern in einem Bionik-Forschungsprojekt die Inspiration für neuartige Beschichtungen von Schiffsrümpfen oder exponierten Stellen von Raumfahrzeugen. Durch ein wirksames Antifouling – der Verhinderung der Oberflächenbesiedlung durch Tiere, Pflanzen, Pilze oder Bakterien – könnten in der Seefahrt weltweit Millionen Tonnen Treibstoff gespart werden. Zudem würde sich durch eine Minderung der Korrosionsschäden die Lebenszeit der Boote erhöhen lassen.  

„Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung einer giftfreien Beschichtungsmethode nach biologischem Vorbild zur Vermeidung von Aufwuchs sowohl für den Seewassereinsatz als auch für den Einsatz in Extremhabitaten“, sagt Dr. Klaus Slenzka von der OHB-System AG in Bremen. Die Firma gehört neben Fraunhofer IFAM, der Evonik Degussa und dem Bionik-Innovations-Centrum der Hochschule Bremen zum Antifouling-Entwicklungsteam.

Bionik vereint Biologie und Technik. Im Mittelpunkt steht das Lernen von der Natur, deren Funktionsprinzipien in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung optimiert wurden und Ideengeber für nachhaltige und innovative Anwendungen sind.  

In diesem aktuellen Projekt dienen Organismen, deren Antifouling-Strategien im Laufe von Jahrmilliarden optimiert wurden, als Vorbild. In Freilandversuchen konnten bis dato zwölf vielversprechende Spezies identifiziert werden, die im Test einen reduzierten Bewuchs aufzeigen. Zu ihnen gehören Treibsamen, deren Oberfläche auch nach zwölfwöchiger Auslagerung in der Nordsee noch weitgehend intakt war. Die Oberflächen der Objekte wurden unter anderem durch eine hochauflösende mikroskopische Erfassung analysiert.  

Zwischenzeitlich gelang zudem die Identifikation von geeigneten Substanzen mit nachweislich antimikrobieller Wirkung zur Einbringung in Lacksysteme. Die Wirksamkeit der Anstriche lässt sich sowohl im standardisierten Labor-Bioscreening-Verfahren als auch in Freilanderprobungen belegen. Lange Zeit wurden Breitbandtoxine wie TBT als Schiffsanstriche eingesetzt, um den Bewuchs zu verhindern. Diese sind wegen ihres Giftgehalts seit 2003 durch die International Maritime Organisation (IMO) verboten.  

Giftfreie Oberflächenbeschichtungen nach biologischem Vorbild würden ganz erheblich zur Reduktion des Schadstoffeintrags ins Wasser als auch zur Reduktion des Verbrauchs fossiler Brennstoffe und der damit verbundenen atmosphärischen Schadstoffbelastung führen. Der Markt für Antifouling-Produkte ist bereits heute weltweit immens und im Zuge sich ausweitender Schiffskapazitäten schnell wachsend. Alle wesentlichen Hersteller von Schiffsanstrichen kommen als potenzielle Abnehmer in Frage und bekunden bereits jetzt starkes Interesse an giftfreien Antifouling-Wirksystemen.

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