Der Klettverschluss als Klassiker der Bionik

Der Klettverschluss - ein Bionik-Produkt, das jeder kennt.

Best Practices // 31. Juli 2014

Der Klettverschluss als Klassiker der Bionik

Bionik-Innovation
Bei Spaziergängen verfingen sich immer wieder Kletten in den Haaren der Hunde des Schweizer Ingenieurs Georges de Mestral. Das machte ihn neugierig, also legte er die Früchte unter sein Mikroskop und entdeckte winzige elastische Häkchen als Geheimnis hinter dem Klebemechanismus. De Mestral sah das als Möglichkeit, zwei Komponenten reversibel zu verbinden und erfand den textilen Klettverschluss. Damit schuf er das wohl bekannteste und erfolgreichste Produkt der Bionik. Inzwischen arbeiten Bioniker schon an Klettverschlüssen der zweiten Generation – sie sollen weniger leicht verschmutzen und nicht mehr das typische „Ratsch“-Geräusch beim Öffnen machen.

Technische Anwendung
Der Klettverschluss gehört mit verschiedensten Produkten zum täglichen Leben. Der Einsatz reicht von Schuhen, Bekleidungsstücken, Babywindeln, den Manschetten beim Blutdruckmessen, Rücksäcke und Taschen bis hin zum Messebau, Kabelbindern oder den Raumanzügen bei Astronauten. Selbst zur Fesselung kann ein Klettband verwendet werden. Für Rennfahrer- und Feuerwehrkleidung gibt es unbrennbare Klettbänder aus Nomex, in der Luftfahrtindustrie haben sie sogar selbstlöschende Eigenschaften im Brandfall. Selbst reversible Verbindungen aus dünnen Blechen wurden inzwischen entwickelt. Der Umsatz mit den Klettverschluss-Produkten erreicht Abermillionen von Euro jährlich.

Bionisches Funktionsprinzip
Klettfrüchten besitzen viele kleine elastische Häkchen, die auch dann nicht kaputt gehen, wenn man sie aus einem Hundefell herauszieht oder von der Kleidung löst. In diesem Fall führte das direkte Abschauen von der Natur zu einer genialen bionischen Lösung für die Technik. Der Klettverschluss besteht aus einem Hakenband, das wie die Klettfrucht eine große Zahl von elastischen Häkchen besitzt. Das Flauschband entspricht dem Tierfell und besteht aus vielen feinen geschlossenen Schlingen, die sich in den Häkchen verfangen können. Inzwischen gibt es viele Weiterentwicklungen, wie das Pilzkopfband und das Veloursband, die noch stärkere Haftkräfte entwickeln.

Vorbild aus der Natur
Die Große Klette, die das Vorbild für die Erfindung des Klettverschlusses lieferte, ist in Eurasien heimisch. Sie wird bis zu 1,50 Meter hoch und entwickelt stachlig-runde Früchte. Durch das Ankleben an Fremdkörper wird der Samen perfekt verbreitet. Die Klette gilt seit dem Mittelalter als Volksarzneipflanze, ihre Inhaltsstoffe haben antioxidative Wirkungen. Die Wurzeln und junge Blätter können als Gemüse gegessen werden.

>> Zahlen <<

1951 – in diesem Jahr meldete Georges de Mestral den Klettverschluss zum Patent an.

Bis zu 35 t pro Quadratmeter kann ein Klettverschluss aus Metall halten – und das selbst bei 800 Grad Celsius.

>> PROFIL <<

Der Ingenieur Georges de Mestral (1907 bis 1990) gilt als Pionier der Bionik. Schon als Kind interessierte er sich für Technik und ließ sich im Alter von zwölf Jahren ein mit Stoff bespanntes Modellflugzeug patentieren. Weltberühmt wurde er mit der Erfindung des Klettverschlusses. Er gründete die Firma Velcro Industries, die 1959 den ersten Klettverschluss auf den Markt brachte. Noch heute ist die Firma einer der Weltmarktführer, beschäftigt auf vier Kontinenten über 3.000 Mitarbeiter und setzt über 250 Millionen Dollar jährlich um.

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