Internationaler Bionic Award 2016 für Flüssigkeitstransport nach dem Vorbild der Krötenechse

v.l.n.r.: L. Vollrath (Vertreter Schauenburg-Stiftung) , M. Pothen (Preisträger), R. Appel (VDI-Direktor und Laudator), P. Comanns (Preisträger), G. Buchberger (Preisträgerin), K. Winands (Preisträger), A. Kesel (BIOKON und HS Bremen).

Aktuelles // 2. November 2016

Internationaler Bionic Award 2016 für Flüssigkeitstransport nach dem Vorbild der Krötenechse

Der International Bionic Award der Schauenburg-Stiftung geht in diesem Jahr an ein vierköpfiges, interdisziplinär zusammengesetztes Team aus Aachen und Linz. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielten Dr. Philipp Comanns, RWTH Aachen, Kai Winands und Mario Pothen, Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT Aachen, sowie Gerda Buchberger, Johannes Kepler Universität Linz, für ihre herausragende Forschungsarbeit zum Entwicklung von Strukturen, um Flüssigkeiten energieneutral in eine gezielte Richtung auf Oberflächen zu transportieren. Ihr Vorbild: Die texanische Krötenechse.

Mit mikroskopisch kleinsten Kanälen sammelt die texanische Krötenechse Wasser aus ihrer Umgebung. Durch ihre Hautstruktur kann sie es gezielt Richtung Maul transportieren. Das interdisziplinäre Team aus Biologe, Ingenieur, Informatiker und Physikerin hat daraus Funktionsprinzipien abgeleitet und auf Kunststoff- und Metalloberflächen übertragen. Die Innovation kann in der Industrie in vielen Bereichen angewendet werden, ob in Windeln oder als Schmierstoff im Automotor.

„Das Phänomen beruht auf der besonderen Geometrie der Kapillarkanäle. Durch unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team konnten wir diese Kanalgeometrie abstrahieren und die Struktur soweit optimieren, dass eine industrielle Fertigung möglich ist und wir Flüssigkeiten gezielt sogar gegen die Schwerkraft transportieren können.“ erklärt der frisch promovierte Biologe und Sprecher des Nachwuchsforscherteams Dr. Philipp Comanns.
BIOKON-Geschäftsführer Dr. Rainer Erb: „In der internationalen Jury hat uns diese herausragende Arbeit besonders überzeugt. Die Anwendung verspricht ein großes Marktpotenzial in vielen Branchen, da der passive, gerichtete Transport von Flüssigkeiten oder Schmiermitteln bei zahlreichen technischen Prozessen erforderlich ist – wir sind gespannt!“

„Interdisziplinäres Arbeiten und konstruktives Querdenken sind Grundvoraussetzungen in der Bionik und auch für Unternehmen die Basis des Erfolgs“, sagt Marc-Georg Schauenburg, Sohn des Stifters des Bionic Awards. „In diesem Jahr waren erneut viele überzeugende Konzepte dabei.“ So wurde zusätzlich ein Team des Karlsruher Instituts für Technologie mit einer Anerkennungsurkunde ausgezeichnet. Maryna Kavalenka, Felix Vüllers und Claudia Zeiger erhielten diese Anerkennung für ihr Projekt „Bioinspired Multifunctional Nanofur for Environmental Applications”.

Die Verleihung fand am 21. Oktober 2016 im Rahmen des Bionik-Kongresses „Patente aus der Natur“ in Bremen statt.

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